Roerich Gesellschaft Deutschland e.V.

 
 



Dieter Miosge

Kritik und Ortsbestimmung der Philosophie

Der verkürzte Titel ist zu erläutern: Es geht nicht um die Philosophie, die es eigentlich nicht gibt, sondern um Philosophien im Plural. Die Ortsbestimmung bezieht sich auf eine, nicht auf alle Philosophie. Meine Kritikpunkte sind mit der Inkaufnahme von unvermeidlichen Verallgemeinerungen die folgenden:

1. Die Begriffe werden nicht hinreichend erläutert, sondern es wird so getan, als ob diese selbstverständlich seien. Tatsächlich aber verwenden viele Philosophen ihre eigenen Begriffe, ohne sie von der Begrifflichkeit anderer abzusetzen und zu definieren.
Dann nämlich begehen sie den Kardinalfehler, so zu tun, als ob Begriffe die Wirklichkeit ersetzen, statt einzuge-stehen, dass sich Begriffe auf die Wirklichkeit beziehen und dieser Bezug stets thematisiert und im Auge behalten werden muss. Als leuchtende Ausnahmen seien nur Aristoteles und Kant genannt, wenn dieser sich auch wegen der Last des Alters nicht immer an seine Definitionen gehalten hat.

Nun müssen diejenigen, welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, von etwas dasselbe verstehen, sonst könnte ein gegenseitiger Gedankenaustausch (koinonia logou) nicht möglich sein. Es muss also jedes Wort bekannt und offenkundig sein und eines und nicht vieles bedeuten. Bedeutet es mehreres (pleio sémainé), muss offenbar gemacht werden, in welcher Bedeutung man es gebraucht.
 (Metaphysik XI, 1062, 11-16)

Philosophen sollten auf diesen Satz des Aristoteles vereidigt werden —viele von ihnen verstossen dagegen.

2. Trotz Platos Höhlengleichnis, Descartes Wachsbeispiel und Kants Bild vom Gerichtshof der Vernunft ist die Philosophie beispielsarm. Das hängt damit zusammen, dass reines Denken in den Köpfen der Philosophen Besitz ergriffen hat und sie nicht erkennen, dass Denken mehr als rationales Urteilen ist, weil zum Denken auch noch Anschauung und individuelles Erfassen und vielleicht noch mehr gehört.

Hegel hat in seinen Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie zu Platos Mythen gesagt, das sei nicht die wahrhafte Weise der Darstellung, sondern Ohnmacht des Gedankens. Mythische Darstellung sei Verunreinigung des Gedankens durch sinnliche Gestalt.

Vor Erscheinen des grossen Buches von Bernhard H.F. Taureck im Jahre 2004: Metaphern und Gleichnisse in der Philosophie gab es nur eine kleine Schrift von Rudolf Eucken, dem einzigen Nobelpreisträger unter den deutschen Philosophen (1): Über Bilder und Gleichnisse in der Philosophie, von 1880, mit magerer Ausbeute und der Quintessenz:

Das Bild bringt nun die Gefahr, … die Reinheit der Begriffe, die Klarheit und Schärfe — ja den gesamten wissenschaftlichen Charakter der Forschung ernstlich zu beeinträchtigen.

3. Die Anmassung des Systemdenkens statt des Problemdenkens.

Es gilt Nietzsches Satz:
Ich misstraue allen Systematikern und gehe ihnen aus dem Wege. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit. 

Das ist keine Aufforderung zur Systemlosigkeit, sondern ein Plädoyer zu offenen Systemen und zu der Notwendigkeit, aus Systemphilosophien der Geistesgeschichte das herauszuschälen, was für uns Heutige noch Bestand hat. Die Baumeister der geschlossenen Systeme haben sich anheischig gemacht, Totalauskünfte über Gott und die Welt zu geben und der Religion Konkurrenz zu machen.

Metaphysische Systeme nehmen dazu einen Standort ausserhalb der Welt ein. Plato sprach vom überhimmlischen Ort, an dem die Ideen angesiedelt sind. Das hat bis hin zu Hegel Geschichte gemacht. Nach dem Bonmot des englischen Philosophen und Mathematikers Alfred North Whitehead (1864-1948) bestehe die europäische Philosophie aus einer Reihe von Fussnoten zu Plato.
In diese Reihe gehören u.a.: der Unbewegte Beweger (Aristoteles), das Eine (Plotin), das Cogitare (Descartes), die Substanz (Spinoza), der Weltgeist (Hegel).

Die Alternative im griechisch-europäischen Raum von Demokrit bis Comte und verstärkt vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart sind antimetaphysische Systeme. „Antime-taphysiker“ stammt von Nietzsche. Sie orientieren sich an exakten wissenschaftlichen Methoden und lassen als Erkenntnis nur zu, was experimentelle oder operationalisierte Ermittlungsverfahren der Beobachtung, der Messbarkeit, der Meinungsbefragung, der reglementierten Sprache hervorbringen.

Antimetaphysik bleibt aber in gewisser Weise „wie jedes Anti im Wesen dessen verhaftet, wogegen es angeht“, um Heideggers Bonmot zu zitieren, d.h. hier: im Verfehlen der Welt als dem Inmitten des Lebens.
Es geht aber nicht darum, exakte Wissenschaft zu kritisieren, sondern nur deren unrechten Gebrauch. Natürlich wird heutzutage mit dem Be-griff Wissenschaft auch Unfug getrieben. So hat sich kürzlich der Papst lustig gemacht über eine Pressemitteilung, nun sei wissenschaftlich bewiesen, dass Zärtlichkeiten der Mütter gegenüber dem Kind für dieses wohltuend seien.


-I-

Wie eine philosophische Entdeckung metaphysisch überhöht wird, sei am Ich denke, also bin ich, dem sum cogitans des Descartes gezeigt: Die Entdeckung der cogitatio als der geistigen Bewusstheit ist die Instanz, seiner selbst- auch noch im Zweifeln- gewiss und Ort der Erkenntnisgewissheiten auch für die reale, nicht vorgespiegelte Aussenwelt (extensio) zu sein. Bei Kant heisst es dann, das Ich denke muss alle meine Vorstellungen begleiten können. Diese Selbstgewissheit, die schon Augustinus erlebte, muss sich auch als bewusste Identität im Hin- und Herwandern des Bewusstseins in der eigenen Lebenszeit erweisen, so dass in der Vergangenheit Erlebtes als Eigenes vergegenwärtigt wird. Und dieses selbstgewisse Bewusstsein ermöglicht es, wie Descartes sagt, sich selbst zu führen.
Aber sodann die Einordnung in ein metaphysisches System: Die cogitatio sei eine Substanz, abgeleitet von der Substanz Gott und damit alles anderen unbedürftig, auch des Körpers unbedürftig als der ausgedehnten Substanz, der extensio. Das läuft auf das metaphysische Sicherungssystem der Unsterblichkeit der Seele im Unterschied zum hinfälligen Körper hinaus.
Heutzutage wissen wir, dass die cogitatio, das menschliche Selbstbewusstsein, das „Ich bin Ich“ sagen kann, auf körperlichen Grundlagen beruht und in der Intaktheit menschlicher Gehirnschaltungen funktioniert.
Descartes erinnerte in der zweiten Meditatio de prima philosophia an Archimedes, der einen festen Punkt forderte, um die ganze Erde von ihrer Stelle zu bewegen, und er fährt fort, es reiche schon, wenn das Kleinste gefunden werde, das sicher und unerschütterlich feststeht.

Aber nach der dritten Meditation hängt das alles von der Existenz eines gütigen Gottes ab: Es müsse Klarheit herrschen, dass Gott kein Lügengott ist, denn nur, wenn das ungewiss ist, kann ich in keiner anderen Sache gewiss sein (. de ulla alia plane certus esse unquam posse).

Spinoza leitet den Menschen von einem absoluten Prinzip, nämlich der einen Substanz Gott= Welt=Natur ab. Deus sive natura.
Diese Ableitung garantiert die Übereinstimmung der Logik des Denkens und der Logik des Seins:

Die Ordnung und Verknüpfung der Ideen ist dieselbe wie die Ordnung und Verknüpfung der Dinge = Ordo et connectio rerum et idearum idem est.

Das Wesen des Menschen besteht für ihn aus gewissen Modifikationen der beiden Attribute Gottes, nämlich Geist und Körper. Attribut ist dasjenige, was der menschliche Verstand an der Substanz erfasst. Die wichtigsten Modi des Attributs Ausdehnung sind Ruhe und Bewegung, diejenigen des Denkens Verstand und Wille. Die Einzelwesen sind Modi. Sie verhalten sich zur Substanz wie die kräuselnden Meereswellen zum Meerwasser.

Zusammenfassend lässt sich sagen:
Das Übel der Philosophie, durch das diese sich auch derzeit von sich aus in eine Nebenrolle in der menschlichen Gesellschaft verkriecht und in der geistigen Welt oft ein überhebliches Dasein spielt — Karl Marx sprach vom aparten Geist — ist das Folgende:
Sie schafft mittels der Sprache eine eigene Welt neben der wirklichen und hält jene für die eigentliche.

Das ist, von Nietzsche und meinem Lehrer, dem Göttinger Philosophen Hermann Wein abgeleitet, mein Hauptsatz in punkto Philosophiekritik.
Dies heisst nicht, es solle kritiklos nur einer bestimmten Tatsächlichkeit das Wort geredet werden. Es besagt aber, dass statt der Welt wie von ausserhalb Wahrheiten, Ideale, Ideen und Sinngebungen verordnet werden, dies innerhalb der menschlichen Lebenswelt und deren kulturellen Ausprägungen geschehen muss.

Aber nicht nur in einer über 2000 jährigen philosophischen Geistesgeschichte fand und findet dieses Überspringen der Welt statt (wie es Heidegger genannt hat, ohne die von ihm angekündigte Erklärung dafür zu erbringen), sondern bereits dann, wenn in elitärer Arroganz etablierte Philosophen sich einer Sprache bedienen, die die Lebenswirklichkeit ersetzen soll, statt in die Lebenswirklichkeit fördernd hineinzuwirken und an dieser kritisierbar zu sein, überhaupt Geist als Teilhabe zu verstehen.

In den antimetaphysischen Systemen werden je innerweltliche positivistische Ermittlungsverfahren der Beob-achtung, des Experiments, der Messbarkeit, der operationalisierten Meinungsbefragung und Statistik und der Sprachkritik und -reinigung für absolut erklärt.

Gemeint und international bekannt sind alle philosophischen Richtungen wissenschaftstheoretischer und sprachphilosophischer Art, die ihren Ausgang vom Wiener Kreis der zwanziger Jahre genommen haben und unter den (Sammel-)Namen Neopositivismus, Logischer Empirismus, Physikalismus und der von Oxford herstammenden Analytischen Philosophie figurieren. Da geht es primär um die Exaktheit und Gesichertheit des Kanons von Aussagen über Fakten und darum, sinnlose, emotionale Aussagen, worunter alle Metaphysik als Wortmagie fällt, auszuscheiden. Damit verengt sich die herkömmliche philosophische Thematik erheblich.
Alles, was solche Verfahren nicht erfassen können, wird als intuitiv, emotional, irrational oder überinterpretiert abgewertet.
Platos Höhlenbewohner sind bei ihren Wettspielen der Voraussage der Schatten sozusagen die Antimetaphysiker, weil ihre Methode aufgrund der Lebensbedingungen in der Höhle eben nur Schatten auf der Höhlenrückwand erfassen lässt. So wäre es aber auch, wenn jemand nach dem nächtens verlorenen Hausschlüssel nur im Lichtschein der Strassenlaternen sucht oder das vernachlässigt wird, was durch die Maschen eines Fangnetzes fällt.
Eine typische antimetaphysische Philosophie ist der historische und dialektische Materialismus Marx-Leninistischer Prägung: Primat der Materie, zu der über die stoffliche Realität hinaus die gesellschaftlich –ökonomische Wirklichkeit gehört, und gegenüber der das Bewusstsein als blosse Widerspieglung und Produkt der Materie fungiert. Als Sein figuriert nur der Unterbau von Produktivkräften und Produktions-verhältnissen. An der antimetaphysischen Struktur ändert nichts die dialektische Rückwirkung des Bewusstseins – in den Grenzen der Widerspieglung - auf die materielle Welt, die dem praktischen Handeln Ziele setzen und so ein Instrument der Veränderung der Welt sein soll.
Realistisch ist, den Satz: Das Sein bestimmt das Bewusstsein antimetaphysisch- marxistisch entkleidet zu ergänzen, um den gleich gewichtigen Satz: Das Bewusstsein bestimmt das Sein.
Antimetaphysisch sind zudem pseudowissenschaftliche Machwerke der vornazistischen und nazistischen Rassephilosophie, wonach ein „Primat des Geistes … der rassisch bluthaften Bedingtheit jeder Weltanschauung widerspreche“.(2)

In anderer Hinsicht können auch antimetaphysisch Beispiele genannt werden, die zeigen, wie die Kunstwirklichkeit verfehlt werden kann.
Das Erste ist humorvoll ironisch, es stammt von dem Umweltbiologen Jacob v. Uexküll, dem der Zellbiologe Max Hartmann Irreführung vorgeworfen hatte. Uexküll erwiderte: Hartmann sei wie ein Chemiker, der beauftragt wird, ein Bild zu beurteilen. Dieser stehe vor der Sixtinischen Madonna in Dresden wie einer, der die Farben chemisch analysieren, aber das Bild nicht verstehen könne.(3)
Das zweite Beispiel ist aktuell: In der neuen Dresdner, Vermeer van Delft gewidmeten Ausstellung dieses Jahres (2010) ist allen Ernstes mit dem Bild „Briefleserin“ ein wissenschaftlicher Aufwand getrieben, der als Aktionismus wie in Platos Höhle bezeichnet werden muss, nur mit anderer Gestaltung.
Man hat aus dem Bild mit Hilfe des Aufbaus eines Raummodells nebst Frauenpuppe eine Puppenstube in Realgrösse konstruiert, so, als ob Kunst positivistisch in der geo-metrischen Abbildung der Realität bestehe.

In Metaphysik und Antimetaphysik wird zuviel deduziert oder reduziert, in der Metaphysik aus Prinzipien „von oben“ und in der Antimetaphysik reduziert auf Fakten „von unten“ (Nicolai Hartmann), und zu wenig die ganze Breite und Tiefe menschlicher Erfahrung in Theorie und Praxis berücksichtigt. Es herrscht der Wertvorrang des Allgemeinen und Abstrakten; das Besondere, das Individuelle und das Sinnliche = Anschaubare wird bewusst aus methodischen Gründen vernachlässigt.

- II-
 
Für ein menschengemässes Philosophieren bleibt somit der Raum zwischen Metaphysik und Antimetaphysik: das Hiesige, wie es Rilke genannt hat, das nicht zu entwerten, sondern letztlich zu rühmen sei.
Wie ist das philosophisch zu leisten?

1) Zunächst ist daran zu erinnern, dass das, was landläufig Sachen, Dinge, Gegenstände, aber philosophisch auch Etwasse genannt wird, von alters her in
Noeta und aistheta
Intelligibles und Sensibles
Verstehbares und Wahrnehmbares
Geistiges und Dinghaftes
unterschieden wird. Diese Unterscheidung ist nicht wie zu Platos Zeiten auf Überwelt und Welt aufzuteilen. Denn beide Unterschiedene gehören zur erfahrbaren Realität der hiesigen Welt.

2) Der aus dem Neukantianismus stammende Heinrich Rickert (1863 – 1936) war der Auffassung, nur der theoretische Mensch könne die Welt erfassen, indem er die unabsehbaren Mannigfaltigkeiten in den Zusammenhang von Begriffen bringe, während der "ganze Mensch" mit seinem Anschauen, Wollen und Fühlen, seinem Leben und seiner Existenz auf seine partikuläre Welt beschränkt bleibe.(4)

Aber Philosophie erschöpft sich nicht in reinem Denken.
Menschliches Fragen, Infragestellen und Antworten-Finden – alltägliches und philosophisches – geschieht nicht in jener apart erdachten, vorgeblich eigentlichen, oberhalb oder neben der wirklichen Welt. Es geschieht mitten im Leben aus anthropologischer Notwendigkeit und Freiheit. Das heisst: inmitten äusserer Umstände, überkommener oder durch eigene Entscheidung herbeigeführt, von Sachzwängen, aber auch innerhalb von Freiräumen.

Für die Mitberücksichtigung solcher Umstände und aller Gegebenheiten plädierte Hermann Wein (1912 – 1981) in seinem posthum 1983 veröffentlichten Fragment Anticartesianische Meditationen, S. 85:

Im Wirklichen auch denkend wohnen, heisst, das sinnlich Wahrnehmbare, das Partikuläre und das materiell Konditionierende beim Meditieren für die Philosophie der Wirklichkeit mit zulassen, nicht den geistigen Vorgang im Meditieren durch Vorurteil isolieren, höher und à part stellen…(5)


- III -

Auf dem von Hermann Wein freigelegten Raum zwischen Metaphysik und Antimetaphysik lassen sich die Grundeinsichten meines Braunschweiger Philosophielehrers Hermann Glockner (1896 – 1979) ansiedeln, ohne dass dieser eine solche Verortung bewusst so vollzogen hätte.

Glockner, Schüler der südwestdeutschen Neukantianer Paul Hensel (6) und Heinrich Rickert, befreite sich aus der Enge des bloss rationalen Denkens, die bereits seine Lehrer empfunden hatten. Er vermied den Terminus Sein, wegen dessen rationaler Einseitigkeit und andererseits Vieldeutigkeit, und, um von der metaphysischen (Glockner sagte mit Heidegger: ontotheologischen) Verankerung der Philosophie loszukommen. Ihm ging es im Inderweltsein um Alles und Jedes in der Welt = um alle Gegenstände oder Etwasse, nicht nur um den Gegenstand der Erkenntnis   (Buchtitel Rickerts) in seiner Rationalität. Er gab auch breiten Raum dem positiv Irrationalen: der Anschauung und dem Individuellen, das zur Gegenständlichkeit gehört und deshalb je nach der Intention der Vergegenständlichung (wie er sagte) berücksichtigt werden müsse.

Das, was ich seine doppelte Trias nenne, betrifft die drei Gegenstandsmomente: Rationalität, Anschauung und Individualität (7) und die drei Vergegenständlichungsmomente: Theoria, Praxis, Poiesis.

Das Rationale fungiert im Beziehungszusammenhang des Unterscheidens und Verbindens von Einem und Anderem (Rickerts Heterothesis). Das geht Hand in Hand mit Anschauung, dem unmittelbaren Erfassen von leibhaftigem gestalthaftem Seienden. Nach Kants berühmtem Diktum sind ja Begriffe ohne Anschauung leer und Anschauung ohne Begriffe blind.

Das Individuelle, verstanden nicht als das bloss Einzelne, sondern als das Einmalige, Einzige, kann eigentlich je nach Bedarf an allem und jedem hervorgehoben werden und erweist sich insbesondere in menschlichem Dasein, geistigen Leistungen und Geschichte. Zu dem Moment des Individuellen ist Glockners Meisterschaft der individualisierenden Darstellung von Persönlichkeiten zu rühmen.(8)

Bei den drei Vergegenständlichungsmomenten ist die zweifache Erweiterung gegenüber der jahrhundertelangen blossen Unterscheidung von Theorie und Praxis hervorzuheben: die Trennung von rational und theoretisch und die Rückkehr zu der aristotelischen Unterscheidung von Praxis und Poiesis. "Theoretisch" wird immer wieder im Sinne von "rational" gebraucht. Das ist unzutreffend. Theoria qua Betrachtung, die der praktischen Ausführung entwerfend vorausgeht, ist nicht gleichbedeutend mit rationaler Unterscheidung und begrifflicher Abstraktion. Zumal nicht nur wissenschaftliche Forschung Theoria braucht, sondern diese ihr Feld auch in der Kunst hat und in der Meditation des selbstbewussten Ich.

Bei einer Gleichsetzung von theoretisch = rational würde zudem der Gegenbegriff Praxis begrifflich des rationalen Elements entbehren – aber Praxis braucht doch auch Ratio.

Die zweite Unterscheidung betrifft Praxis und Poiesis, die fast 2000 Jahre lang vergessen wurde und zugleich auch durch Horkheimer und Adorno wieder belebt wurde. Aristoteles bezog poiesis ja nicht nur auf die Dichtkunst, sondern die epistéme poietiké figurierte umfassend in der proté philosophia als das Werkherstellen und Machen neben dem prâgmata prattein, der Praxis des Geschäftebesorgens und des „Rackerns für heute und für morgen“.

So wird im Sinne der obigen Ausführungen klar, dass sich Philosophie nicht in reinem Denken erschöpft, sondern sich um alle möglichen Umstände des Besorgens und Aufnehmens in der Lebenswelt kümmern muss.

Glockner hat den folgenden Satz Pascals (1623 – 1662) nicht zitiert, aber der Sache nach befolgt:
Es gibt zwei gleich gefährliche Abwege: den Verstand schlechthin zu leugnen und ausser dem Verstand nichts anzuerkennen = Ce sont deux excès également dangereux: d’exclure la raison et de n’admettre que la raison.

Das führt hin zu einem zweiten Aspekt auf der Bühne zwischen Metaphysik und Antimetaphysik: Hier geht es um das Zustandebringen menschlichen Daseins in einer nicht auf uns Menschen in prästabilierter Harmonie zugeschnittenen Welt. Denn wir Menschen leben in einer nicht auf uns bezogenen Welt. Vielmehr müssen wir uns auf die Welt beziehen, d.h. in ihr durch eigenes Tun und Machen einrichten, eine kulturelle Umwelt der „natürlichen Künstlichkeit“ (Plessner) erschaffen. Dafür sind Sprache, menschlicher Verstand und Verständigung nötig, sowie deren Gebrauch in menschlichem Miteinander, genannt Familie, Gemeinschaft, Gesellschaft, Stamm oder Staat.

Das ist das Thema der Philosophischen Anthropologie, die in Kulturanthropologie und Individualan-thropologie zu gliedern ist. Beide bedürfen der Hermeneutik, die wiederum in Sprach- oder Texthermeneutik und Bildhermeneutik zu teilen ist.

Kulturanthropologie besagt die Notwendigkeit des Menschen als dem „nicht festgestellten Tier“ (Nietz-sche), sich nicht wie die Tiere instinktgeleitet, sondern nur symbolisch orientiert (Ernst Cassirer) verhalten zu können. Menschen sind Benutzer von Zeichen, insbesondere qua Sprache, die durch überbiologische und überindividuelle Übereinkunft notwendige Gemeinsamkeiten des Zusammenlebens herstellen, ohne welche Menschen nicht lebensfähig wären. Das ist das, was in der amerikanischen Cultural Anthropologie cultural pattern (= Muster) heisst und im Deutschen, von Hegel herstammend und von philosophischen und politischen Skeptikern lange und wohl immer noch verpönt „objektiver Geist“. Im Angelsächsischen ist "culture or civilisation .das komplexe Ganze, das Erkenntnis, Glaube, Kunst, Sittlichkeit, Gesetz, Brauchtum einschliesst und jede anderen Fähigkeiten und Gewohnheiten, die der Mensch als Mitglied der Gesellschaft erwirbt“ (Edward B. Tylor, 1871).

Wie sich das Hineinwachsen in die bzw. eine Kultur vollzieht (Enkul-turation, Sozialisation) und wie das Verhältnis von Eingliederung und individuellem freiheitlichem Selbstsein beschaffen ist, ist Angelegenheit der Individualanthropologie und der Erziehungswissenschaften. Wenn es verantwortungsbewusst von den Erziehern betrieben wird, wird es die zu Erziehenden nicht der Willkür und Beliebigkeit, nur den Wünschen der Kinder anheimgeben, sondern eine wohlabgewogene Balance zwischen Zwang und Freiheit notwendig machen. Denn das Menschenkind ist von Natur aus unfertig und muss sich erst zu dem machen, was es sein kann und soll. Der Mensch ist ein bedürftiges Wesen und somit kontrollbedürftig. Das Ideal ist, dass er im Ergebnis nicht durch Zwang kontrolliert werden muss, sondern aus innerer Verpflichtung sein Leben führt und übergreifende Direktiven mit seiner Privatsphäre harmonisieren kann.

Menschen sind im Wechselspiel mit ihren Hervorbringungen zu verstehen. Deshalb ist Philosophische Anthropologie nur im Bündnis mit Hermeneutik fruchtbar. Diese ist die Methodik des Verstehens und Verständlichmachens von Texten, von dem, was nicht ohnehin klar und offenbar ist, so auch und insbesondere von Anderem in historischer, ethnischer und individueller Ausprägung. Sie ist somit auch das Gegenmittel gegen die Absolutsetzung des arteigenen, völkischen Seins in seiner Brutalität wie damals bei Carl Schmitt und den Nazis.

Von der Texthermeneutik ist die Bildhermeneutik zu unterscheiden. Diese soll künstlerische Bildwerke zur Sprache bringen: deren Logos (Reinhard Liess), den ästhetischen Gehalt, die geschilderten Handlungssituationen, die geschichtlichen, biblischen und mythologischen Denkwürdigkeiten, die seelisch-geistigen Vorgänge deuten. Diese hermeneutische Kunst hat in der derzeitigen Kunstwissenschaft noch immer Seltenheitswert und wird überlagert von plakativen Hineinprojektionen à la Panofsky und plumpen Anspielungen.

- IV -

Der Satz von den philosophisch erbauten vorgeblich eigentlichen Welten neben der Wirklichkeit darf natürlich nicht als Pauschalverdikt stehen bleiben und nur so gelesen werden. Das verstiesse zudem gegen die Einsicht, dass systematisches Philosophieren nicht ohne Philosophiegeschichte auskommt und philosophiegeschichtliche Bearbeitung tunlichst von systematischen Vorgaben ausgehen soll.
Und aus anderer Sicht, aber im Sinne des aufgezeigten Gesamtzusammenhangs, heisst es im Aphorismus 20 von Nietzsches „Menschliches Allzumenschliches I“:

Der Mensch habe auch die Metaphysik zu überwinden.

Dann aber ist eine rückläufige Bewegung nötig: er muss die historische Berechtigung, ebenso die psychologische in solchen Vorstellungen begreifen, er muss erkennen, wie die grösste Förderung der Menschheit von dorther gekommen sei und wie man sich, ohne eine solche rückläufige Bewegung, der besten Ergebnisse der bisherigen Menschheit berauben würde.- In betreff der philosophischen Metaphysik sehe ich jetzt immer Mehrere, welche an das negative Ziel (dass jede positive Metaphysik Irrtum ist) gelangt sind, aber noch wenige, welche einige Sprossen rückwärts steigen … Die Aufgeklärtesten bringen es nur so weit, sich von der Metaphysik zu befreien und mit Überlegenheit auf sie zurückzuschauen: während es doch auch hier, wie im Hippodrom, not tut, um das Ende der Bahn herumzubiegen.

Dieser Aphorismus soll im Sinne der Unterscheidung von Systemdenken und Problemdenken ausgelegt werden, die Nicolai Hartmann (1882 -1950) in seiner wichtigen, aber eigentlich nur von Hermann Wein in ihrer Bedeutung gewürdigten Akademierede von 1936: Der philosophische Gedanke und seine Geschichte vorgenommen hat. Hartmann sah die geschlossenen philosophischen Systeme, in denen alles fein säuberlich zueinanderpasst, als die Kartenhäuser der Geistesgeschichte, die der Reihe nach zusammenstürzen. Oft seien solche Systembaumeister die Köpfe von geringerem geistigem Ausmass wie Feuerbach, Schopenhauer, Comte. Das Signum der grossen Geister sei, gefundene Erkenntnisse um des Wahrheitswillens nicht irgendwelcher Systemkonsequenz zu opfern, sondern den Mut zu haben, diese im Widerspruch zum System stehen zu lassen. Das seien dann oft die wahren geistigen Errungenschaften der Philosophiegeschichte.

Spinoza schrieb sein philosophisches System more geometrico und betrachtete "die menschlichen Handlungen und Begierden geradeso, als handle es sich um Linien, Flächen oder Körper". Das hat ihm den Vorwurf der follie raisonnante eingebracht, wie die Franzosen sagen, des alles Verlorenhabens ausser dem Verstand. Aber Spinoza war ein rührender, lebenskluger Mann, der unverlierbare Einsichten über die menschliche Natur und das mensch- liche Zusammenleben erkannt hat. Trotz Leugnung der Willensfreiheit war seine grosse Devise, im Kampf gegen Laster Liebe und Kraft zur Tugend zu erwecken. In diesem Kampf war ihm bewusst das egozentrische Streben der Menschen: Jeder strebt danach, dass alle das lieben, was er selbst liebt und alle das hassen, was er selbst hasst. Von Natur aus verlangt jeder, andere sollen nach seinem Sinn leben.
Das war die Vorlage für Nietzsches Diktum: Der moralische Mensch meint, was ihm am Herzen liege, müsse auch das Herz der Dinge sein.

Meist sind derartige Erkenntnisse aber eingeschmolzen in ein Gesamtgedankensystem und damit im eigentlichen Erkenntniswert verändert. In den meisten Darstellungen der Geschichte der Philosophie wird zudem viel über Philosophie geschrieben, aber nicht Philosophieren vollzogen und vorgeführt.
In das System eingehüllte und auf den ersten Blick wegen der Konsequenzen auf das Systemganze verborgene Einsichten müssen deshalb herausgelöst werden und in ihrer noch und stets aktuellen lebensweltlichen Bedeutung thematisiert werden.
 
Systemkonsequenz heisst, dass Phänomene = Gegenstände = Etwasse in ihrer Eigenbedeutung nicht gesehen werden, sondern mit Hilfe von Kategorien = Deutungsmustern erklärt werden, die sich aus den Systemkategorien ergeben sollen, aber auf die betreffenden Phänomene nicht zutreffen, sondern unzulässig dorthin übertragen, hybrid sind.

Als Beispiel sei die Verführung zur Teleologie (Nicolai Hartmann) genannt. Die engste Verschwisterung der Metaphysik besteht mit teleologischem Denken, der Auffassung, Weltgeschehen und Geschichte, so auch ein Volk (wie man früher sagte) seien in Bezug auf die Menschen sinn- und zweckhaft angelegt, etwa unter dem Schlagwort der Vorsehung. Es komme darauf an, den Lauf dieser Sinn- und Zweckhaftigkeit zu erkennen, nicht zu stören, sondern zu fördern.

In philosophischer Sicht liegt darin eine unzulässige Übertragung der Kategorie der Zwecktätigkeit, die nur dem Menschen zukommt und eine Zentralkategorie des personalen Geistes ist. Erstmals von Aristoteles, am Beispiel des Hausbaus, beschrieben, fungiert Zwecktätigkeit in den drei Akten der Zwecksetzung, der rückläufigen Auswahl der Mittel und dem Einsatz dieser Mittel, um die Herbeiführung des Zwecks ins Werk zu setzen.

Wo solche fehlerhafte Systemübertragung entlarvt und die die Zeiten überdauernde Eigenbedeutung gesehen wird, spreche ich von Bestandsstücken der griechisch europäischen Geistesgeschichte. Das sind Belege dafür, dass es in der Philosophie im Unterschied zu den Naturwissenschaften nicht einen neuesten Stand der Dinge gibt, sondern in wahrer Philosophie nichts veraltet.

Nicolai Hartmann nennt ein weiteres Indiz (sicherlich mit einer Spitze gegen Heidegger):

Alles, was den Stempel des gewagt Konstruierten trägt, ist von vornherein des Irrtums verdächtig, ebenso, was den Charakter sehr extremer Behauptungen trägt…
Überhaupt darf das Verführerische für verdächtig gelten. Solide philosophische Einsicht kündigt sich in der Regel schon durch eine gewisse Schlichtheit an, zum mindesten aber durch Gleichgültigkeit gegen die allzumenschlichen Gemütsbedürfnisse, 
Kleinere Schriften II, S. 26

Wein hat die Herausarbeitung dieser Bestandsstücke mit Meisterschaft gehandhabt.(9) In seinen Vorlesungen in Göttingen hat ihm das in einem der grössten Hörsäle der Universität eine bis auf die Treppenstufen anwesende Hörerschaft gebracht.

Eines seiner Paradebeispiele waren die in Hegels System, des letzten der grossen Metaphysiker, eingelagerten Erkenntnisse einer humanen Sozialphilosophie. Vom Gesamtbau her lag in Hegels Philosophie auf den Menschen eine überweltliche Last und Kommandogewalt: Der absolute Geist, Hegels Name für Gott, regiert die Welt mit Hilfe grosser Einzelner, den Geschäftsführern des Weltgeist-es, wie Caesar und Napoleon, die wissen, was an der Zeit ist. Denn der Weltgeist marschiere in der Geschichte, in der es vernünftig zugeht, einem festgelegten Ziel entgegen, wo sich die Vernunft zur Vollendung gebracht haben wird.

Der Däne Sören Kierkegaard, ein Gegenspieler Hegels und von dessen Nachfolger Schelling in Berlin enttäuscht, höhnte:
Der Philosoph des Systems ist wie einer, der in Gedanken einen Palast baut und lebenslang in der Hütte nebenan wohnen bleibt. Dieses phantastische Wesen lebt nicht aus dem, was es denkt, aber eines Menschen Gedanke muss der Bau sein, in dem einer lebt.

Aber wenn von den metaphysischen Überhöhungen abgesehen wird, finden sich bei Hegel realistische Einsichten von zentraler Bedeutung.

a) Zunächst der Gedanke des objektiven Geistes. Im metaphysischen System Hegels ist dieser eine Substanz, eine vom Himmel her kommende göttliche Sendung. Das ist, mit Nicolai Hartmann gesagt, metaphysischer Schwindel. In realistischer Phänomenbeschreibung ist objektiver Geist das überindividuelle und überbiologische Reservoir einer Gesellschaft oder eines Staates von Denk- und Verhaltensregeln und –stilen, auch künstlerischer und religiöser Art, in wertorientierter Ausrichtung, ohne die menschliches Zusammenleben nicht funktionieren, sondern im Chaos verlaufen würde. Eine Generalformel für den recht verstandenen objektiven Geist muss sein, dass Menschen nicht alles dürfen, was sie können. Das schliesst aber nicht aus, dass immer wieder im Namen der Freiheit, des vernünftigen Verstandes, des sozialen Wandels oder schlicht aus dem Bedürfnis nach Abwechslung heraus gegen den objektiven Geist opponiert wird oder werden muss, wenn der Lauf der Zeit neue Lösungen erfordert.

Denn objektiver Geist ist der Oberbegriff für Geist und Ungeist. Objektiver Geist als Ungeist sind insbesondere totalitäre Ideologien, die Weltverbesserung in bestimmter Absicht im Wege der Gleichschaltung möglichst aller Menschen nach einem Schema Mensch (Nietzsche) herbeiführen wollen, wie in schmerzlich erlebter Vergangenheit die Ideologien der Nazis und des Marxismus-Leninismus.

b) Das Zweite ist eine realdialektische Anthropologie: Geistige Menschwerdung, das Reifen zu menschlicher Selbständigkeit, vollzieht sich „im Sein für Anderes“, in Gegenseitigkeitsverhältnissen des aufeinander Eingehens, in der Arbeit, der gegenseitigen Anerkennung, der Liebe, des human ausgestalteten Verhältnisses (altmodisch benannt:) von Herr und Knecht. Geist, dieses von Hegel in die Philosophie eingeführte Wort, ist dann nicht mysteriös vom Himmel herkommend, sondern fungiert im Wir:

Das Bewusstsein hat erst in dem Selbstbewusstsein, als dem Begriffe des Geistes seinen Wendepunkt, auf dem es aus dem farbigen Scheine des sinnlichen Diesseits und aus der leeren Nacht des übersinnlichen Jenseits in den geistigen Tag der Gegenwart einschreitet, Hegel, Phänomenologie des Geistes, Meiner Verlag 1952, S. 140 = 1988, S. 127.

In den fünfziger Jahren hatte Wein in punkto Philosophische Anthropologie nichts gegen die Formel: Die Stellung des Menschen im Kosmos, Titel der damals berühmten Abhandlung von Max Scheler von 1928, einzuwenden. Später war sie ihm zu eng und zu statisch, weil sie die geschichtliche, die ethnologische, die sprachphilosophische und die gesellschaftliche Dimension nicht benannte. Philosophische Anthropologie verbunden mit Sprachphilosophie, aber auch mit marxscher Philosophie (nicht mit Marxismus) wurden seine grossen Themen. Die Gewinnung selbstbewusster geistiger Freiheit in der Auseinandersetzung mit notwendiger humaner Entfremdung (weil nur so zu menschlicher Statur führend) und in der Abwehr unnötiger oder inhumaner Entfremdungen waren das Ethos seiner Philosophischen Anthropologie. 

Macht und Ohnmacht der Menschen ereignen sich in einer geschichtlichen Welt, die nicht von einer überweltlichen Instanz planvoll gelenkt wird, sondern in der die menschlichen Gesellschaften überindividuelle Leitmuster (objektiver Geist = cultural pattern) schaffen. Diese werden im Laufe der Zeit zum Teil immer wieder umgeschafft, durch grosse Einzelne oder schöpferische Minderheiten, aber auch wie von selbst, namenlos und allmählich. Damit gehen menschliche Möglichkeiten verloren, neue bilden sich heraus, hoffentlich menschlich Umfänglichere. 24.10./ 22.12. 2010








Anmerkungen: 

(1) Erwähnt sei aber noch: Gershon Weiler, Philosophische Parabeln, Braunmüller, Wien 1988 (Philosophica 7).
(2) So ein Zitat aus einem Bericht des SD = des Sicherheitsdienstes der SS, des damaligen Spitzeldienstes an deutschen Universitäten, in: Tilitzki, Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Berlin 2002, S. 697.
(3) Jakob von Uexküll, Georg Kriszat, Streifzüge durch die Umwelten von Menschen und Tieren — Bedeutungslehre, S. Fischer Verlag 1970, S.177 f.
(4) Thesen zum System der Philosophie (1932), in: Heinrich Rickert, Philosophische Aufsätze, Tübingen 1999, S.319.
(5) Nachdem eine der deutschen Sprache noch nicht mächtige Germanistikstudentin an der State University of New York at Buffalo das Manuskript abgeschrieben und weit über 100 Schreibfehler sowie Auslassungen hineingebracht hatte, wurde es vom Bouvier Verlag in Bonn so gedruckt, dass es für Aussenstehende nahezu unlesbar ist!
(6) Miosge, Paul Hensel, in: Mendelssohn Studien Bd. 6, Berlin 1986, S. 229 - 248.
(7) Die Zusammengehörigkeit dieser Momente habe ich in dem Aufsatz: Aus der Bilderkiste der Philosophie in: Roerich Forum Nr. 26/2009, S. 9-15 sozusagen bebildert.
(8) So in seinem Heidelberger Bilderbuch (1969), der Darstellung seiner Habilitations- und Dozentenzeit in Heidelberg und in den zweibändigen Jugenderinnerungen Bilderbuch meiner Jugend (1970) und in den Bänden 3-5 seiner Gesammelten Schriften.
(9) Vgl. seine Bücher: Realdialektik, Von hegelscher Dialektik zu dialektischer Anthropologie, München 1957, Positives Antichristentum, Den Haag 1962: Philosophie als Erfahrungswissenschaft, Den Haag 1965; Kentaurische Philosophie, München 1968.